Mögliches Gasembargo & Energiekrise: FAQ

Wie abhängig sind Deutschland und die EU von russischem Gas?

Im vergangenen Jahr betrug der russische Importanteil von Gas in der EU 43,5 Prozent. In Deutschland stammten 55 Prozent des importierten Gases aus Russland.

 

Wieso kann das Gas jetzt nicht einfach aus anderen Ländern bezogen werden?

Die benötigte Pipeline-Infrastruktur für Gas ist unflexibel. Um neuen Lieferanten einen Marktzugang zu ermöglichen, müssen entsprechende Leitungen verlegt werden. Öl- und Kohleimporte können hingegen mit dem Zug oder Schiff transportiert werden und sind dadurch deutlich flexibler. Eine Alternative zum Pipeline-Transport von Gas sind Flüssiggastransporte, beispielsweise per Schiff. Ein entsprechendes schwimmendes Terminal soll ab 2023 in Wilhelmshaven betriebsbereit sein.

 

Schmälert es den Gewinn russischer Gaskonzerne, wenn ich jetzt weniger heize?

Ja, die Heizung um ein Grad abzusenken, spart durchschnittlich rund zehn Prozent Energie.

 

Wie lange wäre die Versorgung der deutschen Haushalte mit Gas bei einem Importstopp oder Lieferungsstopp durch Russland gesichert?

Bei einem sofortigen Stopp der Gasliegerungen aus Russland ermöglichen die aktuellen Füllstände der Gasspeicher in Deutschland eine gesicherte Versorgung für die aktuelle Heizperiode. Mit einem Füllstand von rund 25 Prozent liegt Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld. So variieren die Füllstände Mitte März zwischen 19 Prozent in Frankreich und über 60 Prozent in Polen.

 

Welche Länder sind in der EU für oder gegen ein russisches Gasembargo?

Auch zwischen den 27 EU-Staaten gehen die Meinungen über ein Importverbot von russischem Gas auseinander. So setzen sich beispielsweise Litauen und Polen für ein Energie-Embargo gegen Russland ein, Deutschland ist dagegen. Auch die Position der EU-Kommission ist aktuell von Zurückhaltung gekennzeichnet. In Anbetracht der Abhängigkeit von russischem Gas wolle man sich mit entsprechenden Sanktionen nicht selbst stärker treffen als Russland.

 

Was tut die EU aktuell, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern?

Im Rahmen der REpowerEU-Strategie will die EU bis Ende diesen Jahres die Abhängigkeit von Russland beim Gasimport auf 2/3 reduzieren. Bis 2027 soll die Gasversorgung ohne den Import russischen Gases in der EU möglich sein. Dazu soll unter anderem der Ausbau erneuerbarer Energien noch stärker vorangebracht werden und neue Pipeline-Infrastruktur geschaffen werden. Zudem sollen Solidaritätsverträge zwischen Nachbarländer in Europa zusätzliche Sicherheiten bei der Gasversorgung ermöglichen.

 

Wäre eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke eine Möglichkeit, um weniger Gas aus Russland importieren zu müssen?

Theoretisch könnte eine zeitlich begrenzte Laufzeitverlängerung der letzten aktiven drei deutschen Atomkraftwerke positiv zur Versorgungsicherheit beitragen, allerdings wäre der Beitrag aus wirtschaftlicher Sicht kostenintensiv, unter anderem durch eine kurzfristige Beschaffung neuen Brennmaterials.

 

Was tut die EU gegen den Preisschock bei Gas und Spritpreisen?

Im Rahmen des Programms REPowerEU soll der Preisschock durch verschiedenen Maßnahmen abgefedert werden. Die EU ermöglicht ihren Mitgliedsstaaten in Ausnahmefällen wie diesem auch, Energiepreise staatlich zu deckeln. Darüber hinaus können andere Maßnahmen erfolgen, wie beispielsweise in Spanien, wo die hohen Gewinne aus Energiepreisen aktuell vorübergehend zusätzlich besteuert werden.

 

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